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Donnerstag, 8. Dezember 2011

Gedicht der Woche: Über den Erfolg beim Schreiben

Der Erfolg

„Wie mags Einem glücken,
Erfolge zu pflücken? ...“
Hier, unter der Blume,
Der Fahrplan zum Ruhme:

Wenn Dein erster Akt klar ist,
Wenn der zweite Akt wahr ist,
Wenn der dritte nicht krank ist,
Wenn der letzte nicht lang ist;
Wenn die Reden voll Witz sind:
Wenn die Antworten spitz sind;
Wenn die Menschen voll Mark sind;
Wenn die Aktschlüsse stark sind;
Wenn die Sprache gewürzt ist;
Wenn der Knoten geschürzt ist;
Wenn die Handlung recht bunt ist;
Wenn die Lösung gesund ist;
Wenn das Spiel voller Glut ist,
Wenn die Ausstattung gut ist;
Wenn die Hörer nicht wild sind,
Wenn die Kritiker mild sind;
Wenn im kräft’gen Vereine
Du Freunde zur Hand hast;
Und – vor allem das Eine –
Mehr Glück als Verstand hast:

Dann brauchst, um zu gelten,
Du Eins nur am End,
Doch das Eine ist selten ...
Man nennt es Talent.

Oskar Blumenthal

(In Federkrieg. Steinitz 1901, S. 97)

Ändern Sie Akt in Kapitel, und schon ist das Gedicht eine kleine Poetik …

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