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Freitag, 13. November 2009

Kurt Tucholskys Ratschläge für Redner


Der Schriftsteller und Sprachkritiker Kurt Tucholsky gab unter seinem Pseudonym Peter Panter auch Ratschläge für den schlechten und den guten Redner, die ebenso für Schreiber gelten. Denn alle Schreibregeln wurden aus der Rhetorik übernommen.

Ein Tipp – schauen Sie sich die Ratschläge an ohne die Überschrift zu lesen. Sie werden schon an der Form erkennen, welche für den schlechten und welche für den guten Redner geschrieben sind.

Ratschläge für einen schlechten Redner (Auszug, den ganzen Text finden Sie hier):

Fang nie mit dem Anfang an, sondern immer drei Meilen vor dem Anfang! Etwa so: "Meine Damen und Herren! Bevor ich zum Thema des heutigen Abends komme, lassen Sie mich Ihnen kurz ..."

Sprich, wie du schreibst. Und ich weiß wie du schreibst. Sprich mit langen, langen Sätzen - solchen, bei denen du, der du dich zu Hause, wo du ja die Ruhe, deren du so sehr benötigst, deiner Kinder ungeachtet, hast, vorbereitest, genau weißt, wie das Ende ist, die Nebensätze schön ineinandergeschachtelt, so daß der Hörer ungeduldig auf seinem Sitz hin und her träumend, sich in einem Kolleg wähnend, in dem er früher so gern geschlummert hat, auf das Ende solcher Periode wartet. Nun ich habe dir eben ein Beispiel gegeben. So mußt du sprechen.

Fang immer bei den alten Römern an und gib stets, wovon du auch sprichst, die geschichtlichen Hintergründe der Sache. Das ist nicht nur deutsch, das tun alle Brillenmenschen. …

Du mußt alles in die Nebensätze legen. Sag nie: "Die Steuern sind zu hoch." Das ist zu einfach. Sag: "Ich möchte zu dem, was ich soeben gesagt habe, noch kurz bemerken, daß mir die Steuern bei weitem ..." So heißt das!

Ratschläge für einen guten Redner (Auszug, den ganzen Text finden Sie hier):

Hauptsätze, Hauptsätze, Hauptsätze. …

Tatsachen, oder Appell an das Gefühl. Schleuder oder Harfe. Ein Redner sei kein Lexikon. Das haben die Leute zu Hause. …

Suche keine Effekte zu erzielen, die nicht in deinem Wesen liegen. Ein Podium ist eine unbarmherzige Sache - das steht der Mensch nackter als im Sonnenbad. …

Merk Otto Brahms* Spruch: Wat jestrichen is, kann nich durchfalln.

*Otto Brahm (1856–1912), Kritiker und Intendant des Deutschen Theaters Berlin

Haben Sie es gemerkt? Für die Ratschläge für den schlechten Redner gebraucht Tucholsky rund 4.600 Zeichen, für die Ratschläge an den guten Redner dagegen – 516.

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