Seiten

Samstag, 14. November 2009

Wie Joanne Rowling versuchte, ihr Buch zu verkaufen


Joanne Rowling wusste ebenso wenig wie die meisten Autoren, wie man ein Buch verkauft und hatte sich darüber offensichtlich auch keine Gedanken gemacht. Vielleicht war es vor fünfzehn Jahren auch nicht so wie heute, wo allgemein verlangt wird, dass man unter anderem Verkaufsargumente nennt, was wiederum daran liegen kann, dass man sich damals noch nicht ausführlich im Internet informieren konnte.

Aber sie war von ihrem Manuskript so überzeugt, dass sie auf den ersten Seiten von Harry Potter und der Stein der Weisen Professorin McGonagall, stellvertretende Schulleiterin von Hogwarts, sagen ließ: »Er wird berühmt werden - eine Legende –, es würde mich nicht wundern, wenn der heutige Tag in Zukunft Harry-Potter-Tag heißt – ganze Bücher wird man über Harry schreiben – jedes Kind auf der Welt wird seinen Namen kennen!«

– Berühmt ist er geworden, einen Harry-Potter-Tag gibt es bisher noch nicht. –

Also suchte Joanne Rowling aus einer Liste Londoner Literaturagenturen die Agentur Christopher Little heraus, einfach, weil ihr der Name so gut gefiel. Auf einen Zettel, es war noch nicht mal ein Brief, schrieb sie mit der Hand:
30 June 199? (die Jahreszahl ist schwer lesbar)

Dear Mr Little,
I enclose a synopsis and sample chapters of a book intended for children aged 9-12. I would be very grateful if you could tell me if you would be interested in seeing the full manuscript.

Yours sincerely,
Joanne Rowling
(Sehr geehrter Mr. Little,
anbei schicke ich Ihnen eine Zusammenfassung und drei Probekapitel eines Buches für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie Interesse hätten und gern das vollständige Manuskript einsehen würden.

Mit freundlichen Grüßen
Joanne Rowling)
Christopher Little, der heute immer noch ihr Agent ist, sagt dazu in einem Interview: »Ganz zu Anfang waren wir in der Agentur richtig angetan von dem Buch, aber es ließ sich schwer verkaufen. Und von den Verlagen erhielten wir nicht wenige Absagen. Es war zu lang und außerdem nicht politisch korrekt, weil Harry sozusagen auf ein Internat ging.«

(Das ganze Interview können Sie hier lesen, dort finden Sie auch den Original‘brief').

Das Ergebnis ist bekannt.

Ob uns das Mut machen kann? Ich fürchte nein. Heute würde das Manuskript allein wegen des Begleitzettels ungelesen in den Papierkorb wandern. Schade.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen