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Samstag, 4. April 2009

Über ähnliche Klänge, die oder den Ulli, Johnny und Jenny (Über Namen. V)


Viele Autoren begehen den Fehler, dass sie leicht verwechselbare Namen wählen. Bei Lara und Sandra fragt sich der Leser, welche von beiden den aufregenden Job bei der Investmentgesellschaft angetreten hat und welche gerade fristlos entlassen wurde, statt weiterzulesen. In einem Krimi, in dem die Beamten Hellmer und Kullmer heißen, übersieht der Leser, wer von den beiden nach fünf Monaten endlich den Mord aufgeklärt hat, weil er sich dauernd überlegen muss, wer nun wer ist. Doris LESSINGS Figuren in Und wieder die Liebe heißen Sarah, Mary, Sandy, Patrick sowie Stephen und Henry und die Schauplätze Queen’s Gift und Belles Rivières – das verwirrt den Leser. Vollends verwirrt ist der Zuschauer, wenn in der Serie Star Treck – Das nächste Jahrhundert – der Sicherheitsoffizier Worf heißt, der Antrieb des Raumschiffs Warp (gesprochen Worp), und die größte Bedrohung für die Föderation, zu der sich im vierundzwanzigsten Jahrhundert viele Planeten, darunter die Erde, zusammengeschlossen haben, die Bork sind – ein bisschen viel or

Ähnlich klingende Namen stören den Lesefluss

Wählen Sie nur Namen, die eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind. Ulli zum Beispiel kann eine Abkürzung von Ulrike, aber auch von Ulrich sein. Solche Namen irritieren den Leser, auch wenn Sie meinen, dass Ihre Figur nur so heißen kann. Wenn Ihr Text in Italien spielt, dürfen Sie Ihre Heldin nicht Andrea nennen, er ist dort ein Männername.

Überhaupt sollten Sie vorsichtig mit ausländischen Namen sein. Es gibt keinen Grund, jemanden Johnny oder Jenny zu nennen, wenn er nicht in einem englisch sprechenden Land lebt. Sollten Sie doch Wert auf diese Namen legen, müssen Sie das begründen. Dasselbe gilt für Nachnamen. Miller mögen auch in deutschsprachigen Ländern viele Menschen heißen, doch wenn Sie einer Figur in einem fiktiven Werk diesen Namen geben, muss er eine Bedeutung für den Text haben. Der Leser ist enttäuscht, wenn Peter Miller in Müden an der Örze lebt und nie weiter als bis Lüneburg gekommen ist, oder wenn er feststellen muss, dass die Geschichte nicht in New York, Toronto, London oder Canberra spielt, sondern in Salzburg, Genf oder Schlüsselfeld. Denken Sie auch an die regionalen Unterschiede: Eine Wienerin wird nicht Birte Matthiessen heißen und ein Hamburger nicht Sigi Prohaska. Und nennen Sie Ihre Hauptfigur nicht Meier beziehungsweise Meyer, wenn sie in Mitteldeutschland lebt. Dort gibt es nämlich ein »Meierloch«. Das bedeutet, dass dort viel weniger Menschen Meier heißen als anderswo. Denn zu der Zeit, als die Menschen noch nach ihren Berufen benannt wurden, war die Bezeichnung für den Verwalter einer Landwirtschaft in manchen Regionen Mitteldeutschlands Vogt und nicht Meier. (Hier können Sie nach der regionalen Häufigkeit von Namen in Deutschland suchen: www.verwandt.de/karten/absolut/meier.html)

Sie dürfen in Ihrem Text grundlos nichts, aber auch gar nichts, schreiben, das den Leser in die Irre führt

1 Kommentar:

  1. Verehrte Jutta, nach dem Lesen Ihrer Reihe zur Namensgebung von Charakteren, besonderes diesem letzten Teil, war ich in der Tat sehr in die Irre geführt. Halten Sie "den Leser" für strunzdumm? Das ist nämlich, was in meinen Augen hier suggeriert wird.
    Fakt ist, dass "der Leser" des Lesens mächtig ist, weshalb also sollte er Namen also nicht voneinander unterscheiden können, selbst, wenn die Namen ähnlich beginnen oder enden? Schließlich gehört zu einem Namen auch stets ein Gesicht (also sowohl eine Gestalt als auch ein Charakter, kurz auf diese Weise zusammengefasst), das sich von Charakter zu charakter deutlich unterscheiden kann und auch sollte!
    Als Beispiele werden hier wahllos Namen ohne jeden Bezug eingeworfen - DAS verwirrt "den Leser", was ich als solcher hier mit Fug und Recht behaupten kann.

    Was Ihre ausländischen Vornamen angeht, mögen Sie recht haben, dass man da aufpassen sollte - aber es sollte nicht außer Acht gelassen werden, das viele von denen, auch Ihre hier verwendeten Bespiele Johnny und Jenny, auch in Deutschland gängige Vornamen sind, über die sich schon lange niemand mehr wundert. Wundern würde ich mich dagegen über eine kerndeutsche Familie Miller, denn dieser Nachname ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht auf deutschem Boden begegnet.

    Bleiben wir bei Nachnamen: Vom Nachnamen Meier abzuraten, ist gänzlich unangebracht, wenn Sie selbst einmal einen Blick auf ihre hübsche, bunte Karte werfen, die sie am Ende verlinkt haben. Selbt in Mitteldeutschland, Ihrem "Meierloch", gibt es kein einziges Fleckchen, in welchem der Name nicht existiert. Einen Vor- oder Nachnamen nicht zu verwenden, nur weil er in der betreffenden Gegend unüblich ist? Es wäre lächerlich diese Chance auf Konfliktpotenzial und ein wenig Charaktertiefe ungenutzt verstreichen zu lassen, oder nicht?
    Mit freundlichem Gruß,
    eine kleine Fanfiktion-Hobbyautorin

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