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Samstag, 28. März 2009

Vermeiden Sie ungewöhnliche Namen (Über Namen. IV)


Viele Autoren verpassen ihren Helden einen exotisch klingenden Vornamen. Das soll wohl suggerieren, wie außergewöhnlich die Heldin (oder der Autor) ist, der Leser wird das jedoch nicht so empfinden, wenn nur der Name und nicht ihr Leben beeindruckend ist. In der ehemaligen DDR wählten die Eltern für ihre Kinder allerdings oft ausländisch klingende Vornamen. Wenn Sie also einen Roman über die geglückte oder weniger geglückte Wiedervereinigung schreiben, sollten Sie Brandenburger, Sachsen oder Thüringer Ronny, Maik, Haike, Danilo oder Mändy nennen. (Wenn Sie auch ehemaligen Ostberlinern und West-Berlinern die typischen Vornamen geben, umso besser).

Jessamyn WEST schreibt in ihrem Roman Der Tag kommt ganz von selber:
Tasmania, Marmion, Blix, Le Cid, Basil. Von einer Geschichte, die sie gerade las, sagte einmal Blix: »Sie gefällt mir schon, wenn nur die ungewöhnlichen Namen nicht wären!«
»Aber denk bloß an unsere Namen«, erwiderte ich. »Mir persönlich kommen Leute, die Mary, Jane oder John heißen, einfach nicht recht glaubwürdig vor. Sie haben für mich so viel Farbe wie eins, zwei, drei oder vier.«
»Neunzehntel der Welt sind aber die Johns, Marys oder Janes«, wandte Blix ein. »Ich wette, daß allzu gesuchte Namen die meisten Leser vertreiben.«
Wahrscheinlich hatte sie recht. Aber für mich ist es eine Erleichterung, daß ich, während ich von meiner Familie erzählte, keine Wahl habe. Meine Mutter hat uns diese Namen gegeben und nicht ich. Und Namen prägen den Charakter eines Menschen mehr, als wir oft meinen. Wenn Blix, anstatt nach der Heldin von Frank Norris’ Roman benannt zu sein, Sarah oder Jane geheißen hätte, wäre sie vielleicht eine andere Frau geworden. Oder wenn ich nun Hannah oder Ethel – und nicht Tasmania hieße ...«
Vor allem sollten Sie einer Figur keinen seltenen Namen geben, wenn die anderen Figuren Allerweltsnamen tragen und sie sich von ihnen nicht durch eine herausragende Leistung oder einen eindrucksvollen Charakter unterscheidet. Wenn Sie ihr dennoch einen exotischen Namen geben, so weisen Sie darauf hin:
Jeden Tag nach der Schule versteckten wir uns hinter einem Baum und beobachteten Antoninius (welche Eltern nennen ihren Sohn eigentlich Antoninius?), wie er die Straße lang trottete, und warteten darauf, daß der Wind sich hinter seinen abstehenden Ohren verfing und ihn durch die Luft wirbelte. Wir warteten und warteten. Aber das geschah nie.
Auch mit den Namen Ihrer Figuren lassen Sie Bilder in Ihrem Leser entstehen

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