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Mittwoch, 25. Februar 2009

Was ist Literatur? IV


E-Literatur

… kein Zweifel, ein hochinteressantes, ein brillantes Buch.
Ich habe es nach dreißig Seiten weggelegt,
weil es unaussprechlich langweilig war. (REICH-RANICKI)
Denn all unser Lesen, worauf läuft es schließlich hinaus? Daß wir rechtzeitig an die richtigen Bücher kommen und Geld und Zeit nicht verläppern. Philologisch mag sie anfechtbar sein, die Inschrift auf der alten Berliner Bibliothek »Nutrimentum Spiritus«, aber sachlich trifft sie den Nagel auf den Kopf: Bücher sind Nahrung. Alles was man über das Lesen klugreden und geistreicheln mag, ist Geschwätz, ohne diese Grundwahrheit: Bücher sind keine Narkotika, Bücher sind keine Stimulantien, Bücher sind Nahrung, und wer glaubt, von Stimulantien und Narkotika leben zu können, wird an ihnen sterben. Daß ein Mensch nicht mit Eierkognak, Kaviar und Schlagrahm auf die Dauer bestehen kann, weiß jeder. Aber Tausende füttern sich mit nichts als Konditorliteratur, Likörliteratur, Gourmetliteratur und laufen geistig mit einem scheußlichen Magenkatarrh herum, weil sie’s nicht glauben, daß auch im Geistigen Anfang und Ende aller Weisheit die einfachen unverfälschten Dinge sind: Milch, Brot, Honig, Früchte. (Josef HOFMILLER)
Im deutschsprachigen und mittlerweile leider auch im angelsächsischen Sprachraum (wo man früher nur fiction für literarische Prosa und nonfiction für Sachliteratur kannte) wird zwischen Hochliteratur beziehungsweise Sprachkunstwerken (E-Literatur) und Unterhaltungs- beziehungsweise Trivialliteratur (U-Literatur) unterschieden.

Der Kritiker Joachim KAISER erklärt in einem Interview mit dem Tagesspiegel den »Unterschied zwischen Kunst erster und zweiter Klasse«:
Die einen gucken doch zu sehr nach dem Markt. Das ist das Paradox des klassischen Künstlers: Ein Beethoven wollte weiß Gott auch leben, er war ein sehr geschäftstüchtiger Mann, er hat den Markt ausgenutzt, sich aber gleichzeitig nicht von ihm beeinflussen lassen. Richard Wagner war ein ähnlicher Fall. Nachdem eine Zeit lang von ihm nichts aufgeführt wurde, wollte er eine ganz leichte Liebesgeschichte schreiben. Daraus wurde dann der Tristan.
Originalität bestünde weniger darin, in einem Text »etwas völlig anders zu machen, als vielmehr darin, wie viel Tradition er in sich birgt«. In dieser Originalität sieht er den Unterschied zwischen »großer Literatur« und Unterhaltungsliteratur.

Für Ezra POUND ist »große Literatur einfach Sprache, die bis zum Höchstmaß mit Bedeutung geladen ist«, und für Patricia HIGHSMITH bedeutet ein guter Text »Scharfblick, Charakter, Horizonterweiterung für die Phantasie des Lesers«. YEATS nennt ein Kunstwerk umso vollkommener, »je verschiedener und zahlreicher die Elemente sind, die in seiner Vollkommenheit zusammenströmen«.

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