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Mittwoch, 25. Oktober 2006

Aus Schriftstellers Schreibstube

Beispiele für gelungene Metaphern

Das Schicksal ist grausam und die Menschen sind erbärmlich. In einer so beschaffenen Welt gleicht der, welcher viel an sich selber hat, der hellen, warmen, lustigen Weihnachtsstube, mitten im Schnee und Eise der Dezembernacht. (SCHOPENHAUER, Aphorismen zur Lebensweisheit)

Es ist süß, krank zu sein, wenn draußen der sanfte Schnee fällt und der Winterwind wie ein verfrorener Bäckerjunge durch die Straßen trabt. (KLABUND, Franziskus – Ein kleiner Roman )

Wie eine Schlittenfahrt geht mein Leben, rasch weg und klingelnd und promenierend auf und ab. (GOETHE in einem Brief vom 2. Oktober 1775 an seine Tante Johanna Fahlmer)

… kalt – so kalt wie der Pumpenschwengel an einem frostigen Morgen …, wenn nasse Finger kleben blieben und man ein Stück Haut mit abriß, wenn man sie lösen wollte. (Marion ZIMMER BRADLEY).

Meine drei Enkel, zwei Knaben und ein Mädchen, sind wirklich wie heiteres Wetter; so sie hintreten, ist es hell. (GOETHE)

Ich komme mir vor wie jenes Ferkel, dem der Franzos die knusperig gebratene Haut abgefressen hatte, und es wieder in die Küche schickte, um die zweite anbraten zu lassen. (GOETHE)

Frühling ist wiedergekommen. Die Erde ist wie ein Kind, das Gedichte weiß. (RILKE, Orpheus XXI.)

Fünfunddreißig knorpelige Geäste, kraftvoll hineingewunden in die bläuliche Luft, hingen dick voll Goldparmänen. Sie waren alle so blank und reif, daß sie jetzt im ersten Morgenlicht aufglänzten wie unzählige kleine runde Sonnen. (Anna SEGHERS)

Im Grunde war es auch diesen Herbst wieder hübsch in Leipzig; ein wenig melancholisch, aber gerade so, wie unsereiner alle Genüsse des Lebens gewürzt findet, mit einem alten kleinen Rosengeruch des Unwiederbringlichen. (NIETZSCHE)

Ich stehe noch immer vor der Tür des Lebens und klopfe und klopfe, allerdings mit wenig Ungestüm, und horche nur gespannt, ob jemand komme, der mir den Riegel zurückschieben möchte. (Robert WALSER, Die Geschwister Tanner)

»Möchtest du nicht einen Geliebten haben?« fragte er neckend und leise. Sie verzog ihre Lippen verachtungsvoll und sagte: »Der Wein schmeckt mir nicht mehr, seit ich gesehen habe, wie sie mit ungewaschenen Füßen die Trauben stampfen.« (Ricarda HUCH)

Dirnen ließen mich kalt, so kalt wie etwa Silberfüchse mit Seidenfutter und Preisangabe einen Jäger lassen. Solch ein Jäger mag jahrelang nicht mehr geschossen haben, mag sich vor Schrot und Pulver nicht mehr zu lassen wissen, mag darauf fiebern, endlich einmal schießen zu können, mag bei jeder grauen Katze seine Büchse spannen – aber ins Schaufenster mit den Silberfüchsen schießt er nicht. (Werner LANDSBURGH)

Glücklicherweise kann man mir keine anderen Laster als die natürliche Verliebtheit vorwerfen und auch darin bin ich wie die Nachtigall: mehr Stimme als Fleisch. (Lope DE VEGA)

Aber wie siehst du denn aus! Nüchtern und blaugrün wie eine leere Weinflasche. (EICHENDORFF)

So traurig stund er da wie das Trinkschälgen eines krepierten Vogels. (LICHTENBERG)

Er schien eher Tischler-Arbeit zu sein als ein wirklich menschliches Geschöpf. (LICHTENBERG)

Ihr Gesicht erinnerte an einen dieser kleinen Bistrotische, wenn man zu zweit daran zu Mittag aß. Augen, Nase und Mund schienen sich gegenseitig über den Rand zu drängen. (ARJOUNI)

Ich fange an mit der gnädigen Frau, einem fremden Gewächs auf diesem Boden, wo sie sich mit ihrer südlichen Färbung, dunkeln Haaren, dunkeln Augen ausnimmt wie eine Burgundertraube, die in einen Pfirsichkorb geraten ist. (Annette VON DROSTE-HÜLSHOFF)

Der Salat erinnerte mich an das Dekolleté des einen weiblichen Gastes. Er mochte einmal glatt und appetitlich in der Schüssel geglänzt haben, doch nun lagen die Blätter zusammengeschrumpft auf dem Boden der Schüssel als klägliche Häufchen in einer hohen Lache aus Essig. (Brigitta WEISS, Tischgesellschaft)

Der Morgen glüht Sie wie eine reizende Geliebte an, und Sie klecksen ihr mit Tinte in das schöne Gesicht. (EICHENDORFF, Ahnung und Gegenwart)

Mir geht es wie Moses; ich sehe das gelobte Land von ferne, doch werde ich es nicht betreten. (FRIEDRICH DER GROSSE, De la littérature allemande [Über die deutsche Literatur])

Das Leben ist eine Brücke von Seufzern über einen Strom von Tränen. (BAILEY)

Das Leben ist wie ein geschicktes Zahnausziehen, man denkt, das Eigentliche soll erst kommen, bis man mit Verwunderung merkt, dass es schon vorbei ist. (BISMARCK an seine Frau)

Mehr zu Metaphern siehe http://juttas-schreibtipps.blogspot.com/search/label/Metaphern, http://beta.blogger.com/post-edit.g?blogID=30491595&postID=116210555886994547 und http://beta.blogger.com/post-edit.g?blogID=30491595&postID=1637655469779410001

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