Juttas Schreibtipps: Novalis über das Schreiben und Komponieren

Donnerstag, 16. August 2012

Novalis über das Schreiben und Komponieren

Man muß schriftstellen, wie Componiren.*

Novalis (eigentlich Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg)

(Fragmente und Studien 1799/1780. In Novalis: Das philosophisch-theoretische Werk. Hanser, 2. Aufl. 2005, S. 759)

Die Version

Man muß schriftstellern, wie Componiren

ist leider falsch, auch wenn sie eingängiger ist.

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Ich hatte mal angefangen, ein Buch mit dem originellen Titel Inge zu schreiben. Da war ich elf Jahre alt. Nach zwanzig Seiten fehlte mir der lange Atem und ich schrieb fortan nur Gedichte, Tagebücher und Briefe. Eine Zeitlang schrieb ich sogar wenig. Beruf, Haus, Hof und Kinder ließen mir keine Zeit. Viel, viel später wurden die ersten Kurse zum kreativen Schreiben angeboten. Und ich griff zu und fing wieder an zu schreiben, erst Lyrik und dann Geschichten. Die waren ganz gut, aber das bedeutete nicht, dass ich schreiben konnte. Also las ich Bücher übers Schreiben. Das war wichtig, aber so ganz kapierte ich das immer noch nicht, wie eine Geschichte funktioniert. Also besuchte ich viele, viele Schreibseminare und so langsam dämmerte es. Und irgendwann dachte ich "aha, so geht es". Und schrieb den Schreibratgeber "Am Anfang war die Phantasie: Über die Geheimnisse der Schreibkunst", wurde Dozentin bei Schreibworkshops (darunter auch der Schreibwochen in Spanien), war eine zeitlang Leiterin von fiction-writing.de und arbeite als Lektorin.

Und da ich weiß, dass auch Genies wie Goethe Vorlesungen zur Poetik belegten, um zu lernen, und sich außerdem an anderen Schriftstellern orientierten, dass sie also auch ihr Handwerk lernten, dass es also nur zu zehn Prozent aufs Talent und zu neunzig Prozent eben auf das Handwerk ankommt, möchte ich auf diesen Seiten Tipps zum Schreiben weitergeben, damit Ihr nicht dieselben Fehler macht wie ich. Viel Spaß beim Lesen!

Die Tipps sind zum großen Teil dem noch unveröffentlichten Buch Jutta Miller-Waldner, Über die Geheimnisse der Schreibkunst. Bd. 1, entnommen.

Liebe Verlegerin, lieber Verleger, liebe Agenturen, ich würde mich freuen, wenn Ihnen das, was ich hier vorstelle, so gefällt, dass Sie das Buch herausgeben bzw. vermitteln möchten. Bitte schreiben Sie mir unter schreiblabor@gmail.com

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Was ich Ihnen nicht bieten kann, ist ein Rezept, das zu einer perfekten Geschichte führt, so nach dem Motto: Man nehme ein funkelndes Gefäß, fülle es mit einem achtel Liter Handlung, einem viertel Liter Spannung, fünf Figuren, füge zwei Orte, drei Krisen und etwas Zeit hinzu, würze mit einem kräftigen Schuss Liebe, einer Prise Erotik, einer Unze Kummer und einer Messerspitze Glück. Dann vervollkommne man das Ganze mit Humor und spritzigen Dialogen, finde einen zugkräftigen Titel, mixe es so, dass der erste Schluck den Leser zum Weiterlesen verlockt und der letzte Schluck den Wunsch nach weiteren Genüssen weckt – dass ihn die Mischung berauscht. Und der Rubel wird rollen.

Ein Rezept kann bis in jede Einzelheit vorgegeben werden, doch letztlich hängt der Genuss ab von der Frische der Zutaten, von der Kunst des Mixers – von der Art, wie er die Zutaten mischt –, und dem, was das Rezept nicht vorgeben kann, das, was die Mixtur erst zusammenfügt: der Sprache. Sonst könnte jeder schreiben, der ein Schreibgerät besitzt.

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