Nach meinen Begriffen tut derjenige, der ein Buch schreiben will, gut daran, in beachtlichem Ausmaß über die Sache nachzudenken, über die er schreiben will. Er tut auch nicht schlecht daran, soweit möglich, Bekanntschaft mit dem zu schließen, was früher über dieselbe Sache geschrieben worden ist. Sollte er auf diesem Wege hier oder da jemanden treffen, der die eine oder andere Partie erschöpfend und zufriedenstellend behandelt hat, so tut er gut daran, sich zu freuen, wie es der Freund des Bräutigams tut, wenn er dasteht und auf die Stimme des Bräutigams hört. Wenn er das getan hat, in aller Stille und mit der Schwärmerei der Verliebtheit, die stets die Einsamkeit sucht, so ist nichts weiter nötig: so schreibe er sein Buch unbekümmert hin, wie der Vogel sein Lied singt; findet sich jemand, den es fördert oder dem es Freude macht, dann nur um so besser; dann gebe er es sorglos und unbekümmert heraus, ohne sich wichtig zu machen, als brächte er alles zum Abschluß oder als sollten alle Geschlechter der Erde in seinem Buch gesegnet sein.
Sören Kierkegaard
(Vorwort zu Der Begriff Angst. Meiner 1984, S. 3)
Dienstag, 25. Oktober 2011
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