St. Clou den 25. Juni 1721
… Ich habe mitt den zeittungen einen grossen brieff bekommen von dem postmeister von Bern, er heist Fischer von Reichenbach; aber sein stiehl ist mir gantz frembt, ich finde wörtter drinen, so ich nicht verstehe, alsz zum exempel: »Wir uns erfrachen dörffen thutt die von I. K. M.generalpost-verpachtern erst neuer dingen eingeführte francatur aller auswärtigen brieffschaften uns zu verahnlassen.« Dass ist ein doll geschreib in meinem sin, ich kans weder verstehen, noch begreiffen; das kan mich recht ungedultig machen. Ist es möglich, liebe Louise, dass unssere gutte, ehrliche Teüutschen so alber geworden, ihre sprache gantz zu verderben, dass man sie nicht mehr verstehen kan?
Liselotte von der Pfalz
Aus Kurt Tucholsky: Die Essayisten
http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1931/Die+Essayisten
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