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Montag, 23. Juli 2007

Antwort auf den Kommentar zum Post „Lohnenswerte Wörter für Ihre Giftliste (Modewörter)“ und ein Sprachrätsel

Gute Schriftsteller vermeiden Modewörter, wo sie nur können.
Woran man Modewörter erkennt? Man erkennt sie nicht;
man muss das fühlen.
(Kurt TUCHOLSKY)

Man könnte die Wörter und Wendungen, die ich in der Liste aufgeführt habe, natürlich auch als Phrasen bezeichnen. Aber im Unterschied dazu sind Modewörter Wörter, die man wie aus heiterem Himmel plötzlich überall liest und hört (und selbst gebraucht), und die ebenso plötzlich, wie sie gekommen sind, verschwinden.

Schauen Sie sich die Wörter noch mal an: Was sagen denn aufzeigen, attraktiv, beispielhaft, hinterfragen, Gewinnwarnung, meisterlich, phantastisch, praktikabel, vollinhaltlich, um nur einige zu nennen, aus?

Sicherlich ist kein Wort an sich negativ, aber fraglos suboptimal ist, wenn man für alles Mögliche ein- und dasselbe Wort verwendet. Was heute „Aktivitäten“ genannt wird, wurde früher mit Taten, Handlungen, Aktionen, Wirken, Arbeit, Aufgabe, Rührigkeit, Engagement, Pflicht oder Leistung bezeichnet. (Und es ist schlichtweg falsch, wenn man aus „Aktivität“ einen Plural macht. Es gibt auch keine Aktivitäten oder Fleiße oder Wüte.)*

Die äußerst beliebten Modewörter eignen sich eben phantastisch dazu, sich das Nachdenken über das besondere Wort zu ersparen, weil einem die Aktivitäten dazu keinen Spielraum lassen. Nur wird die Sprache dadurch eintönig und ausdrucksarm. Denn die Problematik dabei ist, dass AutorInnen Wörter, die wieder und wieder in den Medien erscheinen, schließlich unbewusst selbst schreiben, ja, dass sie als unverzichtbar gelten für einen echt guten Text.

Modewörter werden auch als „Fresswörter“ bezeichnet, da sie vertraute Wörter mit ihren subtilen Unterschiedlichkeiten verschlucken, weil sie Kult sind, weil die anderen einen für altmodisch halten könnten, wenn man sie nicht gebraucht. Aber was heute „in“ ist, ist morgen veraltet. Ihrem Leser jedenfalls gehen solche Wörter ein stückweit schlicht auf die Nerven.

Meine Lieblingsmodephase ist übrigens zur Zeit „nicht wirklich“ (von „not really“).

Sicher haben Sie gemerkt, dass mir hier einige Modewörter unterlaufen sind. Welche sind es?

* Den geilen Artikel über Modewörter und das Wort „Aktivitäten“ finden Sie hier und einen coolen Artikel über die Modewörter „online“ und „virtuell“ (beide natürlich von Wolf Schneider) hier

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