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Sonntag, 24. September 2006

Aus Schriftstellers Schreibstube

Einige Schriftsteller schreiben ihr Werk in einem Rausch, andere jahrelang unbeirrt und konzentriert im stillen Kämmerlein. Joseph Conrad arbeitete manchmal zwanzig und mehr Stunden, ohne zu unterbrechen, und Simenon benötigte meist nur zehn Tage für einen Roman. Kerouac klebte, als er On the Road schrieb, die Seiten aneinander, damit er nicht in seinem Schreibrausch durch das Einspannen eines neuen Blattes Papier in die Schreibmaschine unterbrochen wurde. Zum Schluss war die Papierbahn sechsunddreißig Meter lang und sah aus, so berichtet er, „wie eine Straße“ (nur leider fielen die letzten fünfundzwanzig Seiten der Druckfassung dem Hund eines Freundes zum Opfer).

Der eine Autor kann nur unter Zeitdruck arbeiten, der andere fühlt sich blockiert, wenn der Abgabetermin droht. Dostojewski schrieb den Spieler in siebenundzwanzig Tagen, weil er Geld brauchte. Der Verleger Hetzel verpflichtete Jules Verne, zweimal im Jahr einen Roman zu liefern. Der Vertrag lief zweiundvierzig Jahre lang …

Patricia Highsmith sagt über ihre Arbeitsweise: „Wenn ich mich an die neue Tagesarbeit setze, lese ich selten alles wieder, was ich am Vortag geschrieben habe, sondern nur die letzten beiden Seiten. Wenn ich nicht bis zum Ende eines Kapitels gekommen bin, dann prüfe ich, wie lang das Kapitel ist, da mir die Länge sehr wichtig ist, auch wenn es über Kapitellängen keine Gesetze gibt ... Ich bin oft befragt worden über diese Kleinigkeit – ob ich die Arbeit des vergangenen Tages durchlese (oder sogar ganze Manuskripte, wie es, glaube ich, Hemingway getan hat) –, und darum erwähne ich das hier. Ich finde es notwendig, wenigstens eine Seite wiederzulesen, um die Gangart der Prosa und ihre Stimmung wiederaufzunehmen.“

Und was sagt Hemingway selbst? „Wenn ich an einem Buch oder einer Erzählung arbeite, fange ich jeden Morgen so früh wie möglich, sobald es hell wird, mit Schreiben an. Niemand kann einen stören, es ist kühl oder sogar kalt, man kommt leicht ins Arbeiten und schreibt sich warm. Man liest, was man gestern geschrieben hat, und da man immer dann aufhört, wenn man weiß, wie es weitergehen soll, fährt man einfach an der Stelle fort. Man schreibt weiter, bis man an eine Stelle kommt, an der man immer noch Stoff hat und weiß, wie es weitergehen soll, und da hört man auf und versucht, so gut es geht, weiterzuleben bis zum nächsten Tag.“

Mitunter habe er „einen vollen Arbeitsmorgen für einen einzigen Absatz” benötigt.

Und Christoph Peters erzählt: „Und dann sitze ich da, Tag für Tag von morgens neun bis nachmittags fünf und teste Sätze. Schreibe zehn Zeilen, prüfe, korrigiere, streiche vier wieder weg, versuche zwei neue, verwerfe die erste oder den ganzen Passus und fange von vorne an. Solange, bis ich überzeugt bin, daß das, was da steht, nicht mehr schlecht ist.“

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