„Erlauschter Klang ist süß“ sagt der englische Dichter Keats. Schreiben Sie nicht nur mit der Hand, sondern auch mit dem Ohr, und lesen Sie nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Mund: Rezitieren Sie Ihren fertigen Text, wenn möglich auf Kassette. Noch besser ist, wenn Sie Ihren Text mit ausdrucksloser Stimme vorlesen lassen. Sie kennen sicher von Lesungen die schlechten Texte, die der Rezensent so ausdrucksvoll vorträgt, dass er die Zuhörer fesselt, und die guten, die so langweilig “heruntergeleiert” werden, dass die Zuhörer beinahe einschlafen. Bei einigen Literaturwettbewerben lesen Schauspieler die Texte vor, und erst dann entscheidet die Jury über die Preisvergabe. Dabei gewinnt nicht unbedingt der beste Text, sondern der, der am besten vorgetragen wurde.
Beim Vorlesen oder Abhören der Kassette merken Sie, ob ein Satz gut oder schlecht gebaut ist, wo Ihr Text holpert, wo er zu lang ist, wo er grammatisch falsch ist – wo Sie selbst beim Zuhören ermüden. Und wenn Sie selbst ermüden, werden das erst Recht Ihre Zuhörer.
Montag, 3. Juli 2006
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