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Samstag, 21. Mai 2011

Heinrich Heine übers Verse knitteln

Paris, den 30. April 1849
Liebster Campe!
(…) Nie haben die Götter, oder vielmehr der liebe Gott (wie ich jetzt zu sagen pflege), einen Menschen ärger heimgesucht. Nur zwey Tröstungen sind mir geblieben und sitzen kosend an meinem Bette: meine französische Hausfrau und die deutsche Muse. Ich knittele sehr viele Verse, und es sind manche darunter, die wie Zauberweisen meine Schmerzen kirren, wenn ich sie für mich hin summe. Ein Poet ist und bleibt doch ein Narr!
      Unterdessen leben Sie wohl und behalten Sie lieb
                               Ihren getreuen Freund
                                                                  Heinrich Heine.

(In Heinrich Heine: Briefe (1847–1856), S. 62)

Warum Heines Stoßseufzer „Ein Poet ist und bleibt doch ein Narr!“ nicht auf Tausenden von Dichterhomepages oder als Motto unter tausenden Dichtersignaturen in Foren steht, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass zu viele dichtende Menschen sich selbst zu ernst nehmen.

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